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Datum: 03.12.2024

Polioviren im Abwasser in vier Orten in Deutschland gefunden
Gesundheitsamt ruft zur Überprüfung des Impfschutzes auf

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat bekanntgegeben, dass an mehreren Orten in Deutschland im Abwasser Schluckimpfstoff-abgeleitete Polioviren, die Kinderlähmung verursachen können, nachgewiesen wurden. Bislang sind keine Verdachtsfälle oder Erkrankungen von Polio an das RKI übermittelt worden. Aufgrund der Tatsache, dass die Untersuchung des Abwassers auf Polioviren sehr aufwändig ist, findet diese Untersuchung nur an wenigen Stellen in Deutschland statt. Dass nun gleichzeitig an mehreren Orten in Deutschland Polioviren gefunden wurden, gibt Hinweise darauf, dass es eine nicht unbedeutende Anzahl an Virusträgern in Deutschland gibt, die nicht-immune Personen anstecken können.

Eine Polioerkrankung kann durch Impfung verhindert werden. Dazu gibt es zwei verschiedene Vorgehensweisen. Die Schluckimpfung ist eine Lebendimpfung und sehr effektiv, jedoch können die abgeschwächten Impfviren wieder ausgeschieden werden und sich im Laufe der Zeit genetisch so verändern, dass sie andere Menschen infizieren und eine symptomatische Erkrankung hervorrufen können. In Deutschland wird die Schluckimpfung seit 1998 nicht mehr angewendet, sondern Impfstoffe mit inaktivierten Viren werden in die Muskeln injiziert. So geimpfte Personen sind geschützt vor einer Erkrankung, können aber Polioviren aufnehmen, die sich dann im Magen-Darm-Trakt vermehren und über den Stuhl ausgeschieden werden können.

„Die meisten Personen in Deutschland sind gegen Polio geimpft. Diese brauchen keine Angst vor den zirkulierenden Viren haben. Auch wenn aufgrund der allgemein hohen Impfquoten und der guten Hygienebedingungen in Deutschland die Gefahr, sich mit den zirkulierenden Viren anzustecken, eher gering einzustufen ist, kann im Einzelfall nicht ausgeschlossen werden, dass ungeschützte Personen erkranken können“, erläutert Evelyn Bressau, Leiterin des Gesundheitsamts Ortenaukreis.

Die Impfquoten im Ortenaukreis zeigen, dass vom Geburtsjahrgang 2019 in den ersten zwei Lebensjahren nur 54,8 Prozent der Kinder gegen Polio geimpft worden sind. Im Bundesschnitt waren es 81,2 Prozent der Zweijährigen. Bei der letzten ausgewerteten Einschulungsuntersuchung bei den Vier- bis Fünfjährigen Kindern waren 85 Prozent der Kinder, abhängig vom Impfstoff, mit drei-oder vier Impfungen, grundimmunisiert. Die Daten zeigen, dass 4,5 Prozent der Kinder gar nicht gegen Polio geimpft sind, fast 10 Prozent nur teilweise. Das ist zu wenig und das Risiko, unter Umständen zu erkranken, ist gegeben.

95 Prozent der Erkrankten bemerken nichts von ihrer Infektion, erkranken also symptomlos. Die anderen 5 Prozent entwickeln Symptome, bis hin zu schweren Krankheitsverläufen mit, im schlimmsten Falle, dauerhaften Lähmungen.

Das Gesundheitsamt bittet daher jeden, den aktuellen Impfstatus zu überprüfen, bei Fragen auf den Hausarzt oder den Kinderarzt zuzugehen und vorhandene Impflücken zu schließen.

„Zusätzlich kann man im Alltag als einfache Maßnahme auf die Händehygiene achten, denn die Übertragung erfolgt vor allem fäkal-oral“, ergänzt Bressau. Wie eine vollständige Polio-Impfung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene aussieht, erklärt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) auf ihrer Website.