Projekt zur Sicherstellung der Kinder- und Jugendärztlichen Versorgung im Ortenaukreis nimmt Fahrt auf
Zukunftswerkstatt für Handlungsmöglichkeiten und innovative Versorgungskonzepte
Angesichts der spürbaren Engpässe in der Kinder- und Jugendärztlichen Versorgung im Ortenaukreis hat die Kommunale Gesundheitskonferenz Ortenaukreis (KGK) im letzten Herbst in enger Kooperation mit den im Landkreis tätigen Kinder- und Jugendärzten ein Projekt ins Leben gerufen. Um die Kinder- und Jugendärztliche Versorgung im Ortenaukreis auch langfristig sicherzustellen, sollen bis Mai 2023 konkrete Handlungsempfehlungen für Kreis, Land und Bund erarbeitet werden. Bei einer Zukunftswerkstatt am Mittwoch, 29. März, im Gesundheitsamt des Ortenaukreises in Gengenbach diskutierten Kinder- und Jugendärzte, die Kreisärzteschaft, der Chefarzt der Kinderheilkunde und Jugendmedizin am Ortenau Klinikum, Vertreter vom MVZ Ortenau, der AOK, der KVBW, von vulnerablen Zielgruppen, dem Gesunden Kinzigtal und aus dem Bereich Gesundheitsförderung und Prävention verschiedene Handlungsmöglichkeiten und innovative Versorgungskonzepte.
„Tagtäglich erleben wir, dass Familien trotz reichlicher Bemühungen keinen Kinderarzt finden, was zu einer Nicht-Versorgung vieler Kinder im Kreis führt. Das ist höchstproblematisch“, so Christof Wettach, Kinderarzt in Lahr. „Alle Kinder- und Jugendärzte arbeiten bereits seit langer Zeit am Rande ihrer Kapazitäten“, so Wettach weiter.
Auch beim Gesundheitsamt ist die aktuelle Versorgungssituation deutlich spürbar: „Zum einen spiegeln uns Eltern die problematische Versorgungslage immer wieder im Rahmen der Einschulungsuntersuchungen wider, zum anderen erhalten wir zunehmend Anfragen von Familien, die vergeblich nach einem Kinderarzt suchen“, erklärt Evelyn Bressau, Leiterin des Gesundheitsamtes und fachliche Leiterin der KGK. Die gesellschaftlichen Entwicklungen verschärfen die Situation. „Die Zunahme an Aufgabenbereichen bei gleichzeitigem Fachkräftemangel stellt die ärztliche Versorgung vor große Herausforderungen. Wir möchten mit unseren Handlungsempfehlungen einen Beitrag zur Sicherstellung der Kinder- und Jugendmedizin leisten und der zunehmenden Mangelversorgung in der Kinder- und Jugendmedizin begegnen“, so Bressau weiter.
So hat das KGK-Team in der ersten Phase des Projektes von Oktober 2022 bis Februar 2023 eine Bestands- und Bedarfsanalyse bei Kinder- und Jugendärzten durchgeführt, welche die aktuelle Versorgung abbildet. Zudem bietet die Befragung eine wichtige Grundlage, um künftige Entwicklungen und potenzielle Einflussmöglichkeit bei der Sicherstellung einer flächendeckenden und wohnortnahen Versorgung abzuschätzen.
Aufbauend auf den Ergebnissen der Befragung wurde nun die Zukunftswerkstatt durchgeführt, in der bereits umgesetzte, innovative Konzepte wie das Patientenorientierte Gesundheitszentrum „GeKo Berlin e.V.“ oder der „Gesundheitskiosk Billstedt“ vorgestellt wurden. In einem Gesundheitskiosk können sich Patienten besonders niederschwellig von Fachkräften aus dem Gesundheits- und Sozialwesen rund um ihre Gesundheit beraten lassen, was die Arbeit der Kinder- und Jugendärzte erheblich erleichtert.
„Die Zukunftswerkstatt war für uns eine hervorragende Methode und gute Gelegenheit, die Relevanz und Umsetzbarkeit verschiedener Maßnahmen und Konzepte mit wichtigen Verantwortlichen und Entscheidungsträgen zu diskutieren. Die neuen Impulse bilden eine gute Grundlage, um konkrete Beispiele für Handlungsempfehlungen zu erarbeiten“, so Janine Feicke, wissenschaftliche Leitung der KGK. Wettach ergänzt: „Die Einrichtung eines Gesundheitskiosks im Ortenaukreis könnte die Arbeit der Kinder- und Jugendärzte erheblich entlasten.“
Informationen zum Projekt finden Interessierte auf der Internetseite der KGK, die unter www.ortenaukreis.de/kgk abrufbar ist.