Ortenaukreis geht neue Wege bei der Fachkräftesuche
Landratsamt und WRO organisieren Jobmesse in bulgarischer Partnerregion Vidin / Traditioneller Delegationsbesuch mit Vertretern des Kreistags
Mit dem unter Leitung von Landrat Frank Scherer alle zwei Jahre stattfindenden Delegationsbesuch in der Partnerregion Vidin in Bulgarien betrat der Ortenaukreis in diesem September Neuland. Erstmals fand im Rahmen der Delegationsreise vom 1. bis 3. September in der Regionalverwaltung Vidin eine Jobmesse statt, bei der sich insgesamt zehn Unternehmen aus der Ortenau präsentierten und ihre Jobangebote vorstellten. Unterstützt wurde der Ortenaukreis von der Wirtschaftsregion Ortenau (WRO), die auch die Marketingmaßnahmen vor Ort betreute und mit einem eigenen Messestand vertreten war. Das Projekt wurde vor genau einem Jahr geboren, als die Gouverneurin Albena Georgieva mit ihrer bulgarischen Delegation die Ortenau besuchte und bei den damals besuchten Firmen das Thema Fachkräftemangel vorherrschend war.
„Während im Ortenaukreis der Fachkräftemangel zunimmt, sind immer mehr Menschen in unserer Partnerregion von Arbeitslosigkeit betroffen. Daher war es naheliegend, den Versuch zu wagen und eine Jobmesse vor Ort zu organisieren. Dieses Experiment scheint aufgegangen zu sein. Zumindest zog die Messe, die über mehrere Stunden geöffnet war, mehr Besucher an als erwartet“, so Landrat Frank Scherer. Regelrechte Trauben von Menschen standen gleich zu Messebeginn an den einzelnen Ständen, ließen sich teilweise mit Hilfe von Dolmetschern, die von der Regionalverwaltung gestellt wurden, die Jobangebote erklären und stellten gezielte Fragen an die anwesenden Geschäftsführer bzw. Personalleiter. „Jetzt müssen wir die kommenden Wochen abwarten, ob die Interessenten tatsächlich auch den Mut haben, sich auf ein Stellenangebot in der Ortenau einzulassen. Einige erfolgsversprechende Bewerbungen waren auf alle Fälle dabei“, so Dominik Fehringer, Geschäftsführer der WRO, der für die WRO vor Ort war: „Fakt ist, dass die Unternehmen alles tun, um die Integration von ausländischen Arbeitskräften zu gewährleisten.“
Auch der Stand des Ortenaukreises, an dem das Landratsamt für das von Landrat Scherer 2013 initiierte Qualifizierungsprogramm Ortenau-Vidin warb, war von Jugendlichen umringt, die sich nach den Praktikumsangeboten der teilnehmenden Unternehmen im kommenden Jahr erkundigten. Im vergangenen Juli waren wieder fünf Jugendliche aus der Partnerregion in die Ortenau gekommen, wo sie bei einem Praktikum erste Berufserfahrung sammeln und ihre Deutschkenntnisse verbessern konnten. „Das Feedback von beiden Seiten war wieder sehr positiv, weshalb wir Gespräche mit weiteren Unternehmen geführt haben, um das Angebot nochmals zu erweitern“, berichtet Barbara Albermann, Referentin für grenzüberschreitende Zusammenarbeit beim Ortenaukreis, die auch das Qualifizierungsprogramm betreut.
Großes Interesse zeigten die teilnehmenden Wirtschaftsvertreter auch an den beiden besuchten Beruflichen Schulen „Vasil Levski“ und „Mihalaki Georgiev“, wo Berufe für das Baugewerbe sowie Restaurantfachkräfte, Köche und das Hotelgewerbe ausgebildet werden. Einige der Schülerinnen und Schüler hatten eigens die Ferien unterbrochen, um die Delegation mit einem selbst zubereiteten Buffet zu überraschen und nutzten die Gelegenheit, auch im Service zu glänzen. Groß war die Freude bei Meinrad Schmiederer, Hotel Dollenberg, als er feststellte, dass drei seiner Mitarbeiter eben diese Schule besucht haben und sogar deren Ausbilderin zugegen war. Einer seiner Mitarbeiter, der heute bei ihm als Koch arbeitet, hat das Schwarzwaldhotel und die Region über ein Praktikum im Rahmen des Qualifizierungsprogramm Ortenau-Vidin kennen und lieben gelernt.
Vor der Jobmesse nutzte die Delegation die Gelegenheit, die Industrial Zone Vidin zu besuchen – eine Gewerbepark im Hafengebiet, auf dem sich in den vergangenen Jahren zahlreiche Firmen angesiedelt haben.
Die Wirtschaftsdelegation wurde begleitet von Mitgliedern der Begleitkommission „Kreispartnerschaft Vidin“, der die seit 2011 bestehende Partnerschaft bei den gemeinsamen Projekten zwischen Vidin und Ortenaukreis unterstützt.
Der Delegation gehörten an:
neben Landrat Frank Scherer und Barbara Albermann, die Mitglieder der Begleitkommission Kreisrat Bernd Bruder (CDU), sowie die Kreisräte a.D. Karlheinz Axt (FDP), Gerd Baumer (Bündnis 90/Die Grünen), Sabine Dogor-Franz (Freie Wähler), Heinz Faulhaber (SPD) sowie Elvira Walter-Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen).
Folgende Unternehmen waren bei der Jobmesse in Vidin vertreten:
Armbruster Bäckerei, Schutterwald
Armbruster W. Teigwaren GmbH, Willstätt
EDEKA Südwest Offenburg
Europa-Park, Rust
Hilzinger Fensterbau, Willstätt
Hotel Dollenberg, Bad Peterstal-Griesbach
HODAPP GmbH & Co.KG, Achern
PHILIPP KIRSCH GMBH, Willstätt
RMA Rheinau GmbH & Co.KG
WeberHaus GmbH & Co.KG, Rheinau-Linx
WRO, Arbeiten bei Weltmarktführern
Stimmen aus der Delegation zum Vidin-Besuch:
Dr. Jochen Kopitzke, PHILIPP KIRSCH GMBH Willstätt:
„Landschaftlich reizvoll, die Donau als Verkehrsweg und herzliche Menschen - in der Region schlummert ein enormes ungenutztes Potential.“
Peter Hodapp, HODAPP GmbH & Co. KG, Achern:
„Das Marketing der WRO im Vorfeld der Messe hat gefruchtet, sodass mehr Menschen bei der Jobmesse waren als erwartet.
In der Summe war dieses kleine Abenteuer, aus meiner Sicht, sicher als Erfolg zu werten und sollte wiederholt werden.
Elvira Walter-Schmidt, ehemalige Kreisrätin und Mitglied der Begleitkommission:
„Die Offenheit, die uns von Seiten unserer bulgarischen Gastgeber nach beinahe zehnjähriger Partnerschaft entgegengebracht wurde, hat mich sehr beeindruckt. Dies ist ein Beweis für das große Vertrauen, das sich zwischen den Partnern entwickelt hat.“
Hintergrund zur Kreispartnerschaft
Der Ortenaukreis und die Region Vidin haben im April 2011 ein Partnerschaftsabkommen geschlossen. Neben den Bereichen Bildung mit dem Qualifizierungsprogramm Ortenau/Vidin „Jugend ohne Grenzen – unsere gemeinsame Zukunft“ bilden auch Wirtschaftskontakte einen Schwerpunkt.
Die ländlich geprägte Region Vidin liegt im Nordwesten Bulgariens an der Donau und gilt als Eingangstor des Landes zu Europa. Die Region hat eine Fläche von 3022 Quadratkilometern und rund 85.000 Einwohner.