Einheitliches Koordinatensystem für Europa
In Baden-Württemberg werden ab 2018 im Bereich des Vermessungswesens einheitliche europäische Koordinaten gelten. Für die Umstellung auf das neue System vermisst das Amt Vermessung und Flurneuordnung im Landratsamt Ortenaukreis derzeit alle Gemarkungen im Kreisgebiet neu.
Das künftige Koordinatensystem trägt die Bezeichnung „ETRS89/UTM“ und löst die bisher gültigen „Gauß-Krüger-Koordinaten“ ab. „Für uns als flächengrößter Landkreis Baden-Württembergs bedeutet diese Neuerung aus vermessungstechnischer Sicht eine Mammutaufgabe. Aufgrund der Topografie des Schwarzwaldes ist die Umsetzung anspruchsvoll, weil vor allem die vielen bewaldeten Flächen das Messen via Satellit schwierig bis unmöglich macht“, verdeutlicht Amtsleiter Ansgar Jäger. Trotz hohem Vermessungsaufwand lohne sich die Umstellung, denn ein einheitliches europäisches Koordinatensystem und Geodateninfrastruktur seien zukunftsfähig und weniger fehleranfällig, wenn Geobasisdaten grenzunabhängig bereitgestellt werden. „Für den Ortenaukreis mit langer Grenze zu Frankreich ist das eine erhebliche Erleichterung. Auch Bauherren mit grenzüberschreitenden Planungen und Projekten profitieren davon“, so Jäger.
Die Satellitentechnologie, die das Vermessungswesen seit Ende der 80er Jahre nutzt, führte bereits zu geringerem Aufwand und Zeitersparnis, brachte aber einen höheren und komplizierteren Berechnungsaufwand mit sich. Durch das ab 2018 geltende Koordinatensystem wird die Satellitentechnologie für das Liegenschaftskataster besser nutzbar, denn Messergebnisse können künftig unmittelbar für die weitere Arbeit verwendet werden. „Das spart eine Menge Zeit und Rechen-Power“, verdeutlicht Thomas Schorb vom Landratsamt, der als leitender Fachbeamter für die Vermessung verantwortlich ist. Auch Hersteller von Navigationsgeräten und Smartphones greifen auf die Daten der Navigationssatelliten zu, sodass die dazugehörigen Karten in Zukunft auch auf den neuen Koordinaten basieren.
Bereits 103 von 161 Gemarkungen im Ortenaukreis wurden neu vermessen und mit entsprechenden Koordinaten versehen. „Damit sind wir große Schritte vorangekommen und erreichen frühzeitig die Vorgabe, alle wichtigen Arbeiten bis zur landesweiten Umstellung abzuschließen“, freut sich Schorb. Mit der Umstellung des Liegenschaftskatasters auf dieses neue Koordinatensystem bis 2018 gehen Baden-Württemberg und wenige andere deutsche Bundesländer schon heute einen Schritt weiter als alle anderen Vermessungsverwaltungen Europas.